Novelle. The Hidden Power of Nonchalance
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– Aber er ist überhaupt nicht schüchtern.

– Das habe ich befürchtet. Also liegt es an den Frauen.

– Er hat nichts gegen Frauen. Er vertraut ihnen. Er vertraut ihnen so sehr, dass er sich nur sehr schwer zum Misstrauen entschließen kann, eigentlich erst, wenn bereits alles zu spät ist. Und selbst dann bleibt er ambivalent...

– Das muss ein Geburtsfehler sein. Dann ist ihm nicht zu helfen. Dabei ist alles so einfach, er müsste ihnen nur zuhören, wenn sie zusammen sitzen. Sie sagen es frei heraus, sie haben da gar keine Hemmungen. Wie naiv muss man eigentlich sein, um zu glauben, das, was da geredet wird, beträfe einen selbst nicht? Die Männer nehmen die Frauen erst ernst, wenn es zu spät ist. Arrogantes Pack.

– Wissen Sie, das ist mit den Siegern wie mit den Besiegten: es kommt auf den Entschluss an, sich zur einen oder zur anderen Seite zu rechnen. Glauben Sie mir, auf der Siegerseite lebt es sich angenehmer. Mit den Jahren wird es sehr sehr lästig, als hässlicher Mann durchzulaufen. Der Bekennerdrang nützt sich ab.

– Und warum lassen sie’s dann nicht?

– Weil sie’s nicht können. Weil es ihnen verwehrt ist. Weil ihnen die Maschinensprache aus dem Mund quillt. Weil man als Verlierer in seiner Haut allein ist. Weil sie nicht zu den Geächteten zählen wollen. Weil sie mitzählen wollen.

– Schon gut. Aber Sie wissen, das gilt nur für eine ganz dünne Schicht der Bevölkerung, bei den anderen ist das doch gar nicht angekommen.

– Ich weiß nicht, ob sie so dünn ist. Doch diese Geschichte handelt nun einmal vom harten Kern.

– Die Unberührbaren, ich weiß. Ein fruchtbares Völkchen. Oder ein furchtbares, so oder so herum.