Novelle. The Hidden Power of Nonchalance
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Die Frage ist also weniger, was eine solche Person will, vielmehr, was sie nicht will. Nicht, weil sie es nicht wollte, wenn sie wüsste, um was es sich handelte, das können wir gleich ausschließen, denn eine Sache kennen und sie nicht haben wollen, ist für die meisten Leute ein Unding; nur weil sie hinreichend vieles nicht kennen, stürzen nicht alle gleichzeitig auf alles zu, das Tohuwabohu ist ohnehin groß genug. Wahrscheinlich kennt die Person, um die es hier geht, auch nicht weniger als andere, vielleicht kennt sie es weniger aus sich heraus und es bleibt ihr manches fremd, wenn andere davon reden oder sie ihnen bei ihren Verrichtungen zusieht. Hat sie weniger Gefühl? Ach wissen Sie, dieses alles und jedes an sich reißende Gefühl... nichts versteht es, gar nichts, jedenfalls in den meisten Fällen, und das Wissen von innen her bleibt ein entsetzlicher Traum, der die Menschen, wenn er sie am hellen Tag befällt, unausweichlich in Monster verwandelt, vor denen man am besten gleich davon läuft. Vielleicht hat sie auch weniger Gefühl als andere, aber ich sehe das positiv, daraus kann man was machen, fragt sich nur was. Empfindung, die hat sie, ein präzises Instrument, wie sie meint. Ihr folgt sie unbedingt. So eine Empfindung sagt einem aber nicht, was man tun, bestenfalls, womit man rechnen sollte, und hier, beim Rechnen, sind wir beim Thema. Der rechenhafte Mensch ist der gute, denn er wird nicht auffällig, es sei denn, er lässt größere Summen auflaufen, dann kann er schrecklich auffällig werden. Der rechenhafte Mensch hat ein Organ zuwenig, mag sein, es ist verkümmert, mag sein, es wurde amputiert, in den meisten Fällen hat es niemals existiert. Den Kindern sieht man es noch nicht an – inwendig, meine ich –, bei ihnen ist dieser Defekt vollkommen unsichtbar, denn das Organ selbst bildet sich erst durch ... Bildung. Das klingt tautologisch, ich weiß, aber die Sache bleibt deshalb nicht weniger unangreifbar. Frauen, sagt man, seien berechnend, berechnender als Männer, jedenfalls, was den Durchschnitt angeht, aber Durchschnitt, was heißt das schon, wenn es sich um Lebensentscheidungen handelt, die jeder für sich trifft und jeder an einer anderen Stelle, jedenfalls an Stellen, die andere nicht oder selten und dann flüchtig zu sehen bekommen. Zwischen einem berechnenden Menschen und einem rechenhaften gibt es, oberflächlich gesehen, kaum Unterschiede, doch geht man ins Detail – das Wort ›Tiefe‹ möchte ich hier aus naheliegenden Gründen nicht verwenden –, dann wendet sich das Blatt.