Nehmen wir einmal an, bei der betreffenden Personengruppe handelt es sich um Lehrerinnen einer bestimmten Altersstufe, so zwischen vierzig und fünfzig, einige darunter auch älter, je nachdem, in welchem Abschnitt sich die Geschichte gerade bewegt, so haben wir bereits ein Profil – bleiben Sie ruhig, ich habe nichts gegen Lehrerinnen, ich habe auch nichts gegen ihren Beruf, nach Pisa sowieso nicht. Mit den Lehrern geht es wie mit den Militärs: je schlechter die Lage, desto großartiger das Verdienst. Sie sind auch Lehrerin? Das dachte ich mir. Dann kennen Sie das Gefühl, mit dem Staat verheiratet zu sein, eine große, allen Unsicherheiten des Lebens enthobene Vernunftehe zu führen, die nur der Tod zu scheiden vermag, und auch das bleibt ungewiss. Er schlägt Sie nicht, er kürzt nicht das Haushaltsgeld, er schickt Sie einmal im Jahr nach Ischgl und auf die Balearen, dafür leisten Sie unbedingten Gehorsam, die männlichen Kollegen wissen ein Lied davon zu singen. Natürlich haben auch Lehrerinnen Gefühle, aber anders ... anders als andere Frauen, sie haben ein Recht auf ihre Gefühle, ein Recht, das sich nicht so sehr von dem auf ihre monatlichen Gehaltszahlungen unterscheidet und womöglich von derselben Inkassostelle betreut wird, denn sie müssen effizient sein, das verlangt nicht nur die Schulbehörde von ihnen, das verlangen sie selbst von sich. Denn darin unterscheiden sie sich vom Rest ihres Geschlechts. Übrigens verteidigen Lehrerinnen selten die Rechte anderer Frauen. Sehen Sie sich ruhig in Ihrer Umgebung um und hören Sie zu, wenn die Kolleginnen über die Mütter herziehen, die der Beruf ihnen in die Sprechstunden spült, Sie werden erstaunt sein. Sie reden über die Rechte der Frauen, das ist ihr Beruf oder das, was sie aus ihm machen, Unterrichtseinheiten über die Unterdrückung der Frau im siebzehnten Jahrhundert, nachzulesen bei Racine, auf den sie sich anhand solcher Highlights vorbereiten, wenn sie ihn nicht schon seit Jahrzehnten intus haben. Hören Sie hin, achten Sie auf den Tonfall! Die Rechte, von denen da mit klingelnder Stimme geredet wird, sind in Wirklichkeit Schnee von gestern, Rechte, die man verbriefterweise und mentaliter längst besitzt. Lehrerinnen sind keine Frauenrechtlerinnen, in ihren Reden führt die Frauenbewegung ein höchst verschleiertes, um nicht zu sagen unwirkliches Dasein, das sind sie dem Staat, den sie im Gespräch unentwegt mit männlichen Attributen ausstatten und dessen Kinder sie hüten, nach ihrer Sicht der Dinge offenbar schuldig. Die Mütter dieser Kinder hingegen sind allesamt unfähig, eigentlich müsste man sie ihnen wegnehmen, aber da die Blagen ohnehin den halben Tag in der Schule verbringen und unsere Lehrerinnen sich ›darum kümmern müssen‹, mag es so hingehen. Schärfen Sie Ihr Gehör und Sie werden bemerken, dass die frauenbewegte Haltung Ihrer Kolleginnen über den Wassern des wirklichen Rechts wandelt, ohne es jemals zu berühren, außer es springt etwas dabei heraus: die Idee des Rechts ist ihnen fremd, sie streift sie nicht einmal von ferne, sie sind der personifizierte Anspruch, der ein ganzes Geschlecht in Gesinnungshaft nimmt. |
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