Novelle. The Hidden Power of Nonchalance
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– Sagen Sie mal –

– Ja?

– darf ich Sie unterbrechen? Mir fällt da gerade etwas ein, was für den Fortgang Ihrer Geschichte nicht ohne Belang sein dürfte.

– Erzählen Sie, was Sie wollen. Ich weiß nicht einmal, ob es meine Geschichte ist, vielleicht ist es unsere Geschichte, dann wäre es höchste Zeit, dass Sie anfangen, sich um die Einzelheiten zu kümmern.

– Genau das wollte ich tun. Vorher müssen Sie mir aber etwas verraten: Haben Sie eine Vorliebe für grüne Krawatten?

– Dasselbe könnte ich Sie fragen. Ich verabscheue grüne Krawatten.

– Das dachte ich mir schon. Ich finde, der Herr in Ihrer Geschichte trägt gern grüne Krawatten.

– Das mag sein. Aber ich verstehe den Einwand nicht.

– Ich bitte Sie, das ist doch kein Einwand. Ich versuche die ganze Zeit, ihn mir vorzustellen und stelle fest: er trägt grüne Krawatten. Er sollte das lassen. Ich weiß nicht, was sich dadurch verändert, aber es könnte sein, dass sich sein Problem damit löst. Verstehen Sie mich nicht falsch: ich glaube Ihnen alles, was Sie mir erzählt haben, aufs Wort. Vielleicht glaube ich Ihnen zuviel, vielleicht ist das mein Problem. Wissen Sie, ich habe da so einen Verdacht. Er trägt nicht auf, dieser Herr. Eine Frau schätzt es nicht, wenn ein Mann nicht aufträgt. Wenn er grüne Krawatten trägt, dann nicht deshalb, weil sie ihm gefallen. Vielleicht verabscheut er grüne Krawatten, aber er trägt sie, weil sie ihm jemand geschenkt hat. Hat seine Tochter ihm einmal eine geschenkt? Sagen Sie nicht ja, das wäre zu einfach. Es muss weiter zurückreichen, viel weiter.

– Ach was, es sind nicht die Krawatten.

– Davon rede ich doch.

– Dann habe ich etwas falsch verstanden. Die Frage ist doch, wenn es nicht an den Krawatten liegt, woran liegt es dann?

– Muss es denn an ihm liegen?

– In gewisser Weise schon. Ein anderer hätte diese Frau nach ein paar Monaten, spätestens aber nach einem Jahr verlassen. Er muss Gründe haben, es nicht zu tun, entweder liegen sie außerhalb seiner Person oder sie liegen in ihr. Sehen Sie, er lebt ein Dilemma, aber er inszeniert es auch.

– Genau. Er inszeniert es, weil es ihm die Möglichkeit gibt, die Rolle zu spielen, die er schon immer spielen wollte.