Was ist das? Gute Frage, selten gestellt, vor allem, wenn die Antwort Fisch oder Aquarium lautet. Er hat sie sich seinerzeit gestellt, im Inder, einem Lokal, das er bis dahin nur einmal von innen gesehen hatte, das aber den Mitbesuchern vertraut zu sein schien, da er nur selten, eigentlich nie mit der Frau ausgeht, es sei denn, sie bringt ihn dazu, aus irgendeinem Anlass im Beisein der einen oder anderen Freundin Staffage zu mimen, wie auch diesmal, findet er das völlig in Ordnung, wenngleich ihm der Anlass des heutigen Besuchs unklar geblieben ist, doch so ein Dunkel kann sich lichten. Ist er bereit? Er weiß nicht wozu, er ist abgelenkt, denn er hängt einem Gedanken nach, an dessen Formulierung er vorhin am Schreibtisch, mehr aus physischer Erschöpfung, gescheitert ist, der Abend könnte ihn wieder flottmachen, wenn nicht, so dient er wenigstens der Zerstreuung. Die Erinnerung an solche Abende taucht wie eine gelbe Scheibe aus dem immer vorauszusetzenden Nieselregen, das Gelb ist bitter, wer davon kostet, wird den Geschmack lange nicht los. Könnte er nicht doch von dem Sekt haben? Nein, Orangengeschmack wäre ihm heute zuwider. Endlich hat die Frau den Platz schräg gegenüber der besten Freundin erbeutet. Ihr Körper signalisiert, dass er ihn nicht mehr aufzugeben gedenkt, beinahe berühren sich ihre Knie, die Freundin dreht den Kopf über die Lehne, spricht zu einer Gruppe von Freundinnen hinauf in einem schnellen, stakkatoähnlichen Sprechgesang, das kann dauern, irgendwann wird der Hals ermüden, davon darf die Frau ausgehen, darauf zu warten bereitet keinerlei Mühe, eher das Gegenteil, alles an ihr ist Anteilnahme, frauliches Mitsein. Warum nicht? Aus Konstellationen wie dieser erwachsen die fruchtbarsten Momente des Lebens, auch andere, etwa die Szene am Gartentor. An einem Drei-plus-eins-Verhältnis kann nichts falsch sein, man geht gelegentlich essen, man besucht sich, die Kinder erben voneinander die Klamotten, das ist normal. Anders als die restlichen Männchen hat der Papageien-Gefährte, dieser ›gute Freund‹, einen Stammplatz am Damentisch, den er natürlich die meiste Zeit leer lässt, aber nicht immer. Wenn die Damen über ihn reden, verändern sich ihre Stimmen, sie bezeugen einen beiläufigen Respekt, der nur deshalb durchgeht, weil der hier die Ausnahme ist, die man zulässt, die einzige vermutlich, die sich rechtfertigen lässt, auch wenn man von einer solchen Operation besser absieht. Lieber behandeln sie ihn ein wenig wie frühere Geschlechter von Bäuerinnen den Großknecht: da er der einzige ist, der ›es bringt‹, muss er auch richten, was anfällt, und da ihm neben einer gewissen täppischen, durch den Beruf weltläufig gewordenen Selbstgefälligkeit auch eine gutmütige Handwerkerseele eignet, bringt und richtet er, was so zu richten ist, hinter seinem Rücken von den Männchen, die ›es‹ nicht ›bringen‹, mit einem Achselzucken und einer gelegentlichen Grimasse bedacht, was ihm sicher nicht ganz entgeht, ihn aber kalt lässt. Wenn er sich rächt, dann allenfalls dadurch, dass er dieselbe gutmütige Ratgeber-Pose ihnen gegenüber einnimmt wie gegenüber den Frauen: die anderen, Männer wie Frauen, mögen vielleicht etwas wissen, er weiß, wie es geht und wo es langgeht. Dafür gestatten die Freundinnen ihm die verbale Ausgießung dessen, was sie bei ihren häuslichen Anhängseln rigoros auf das Notwendigste heruntergestutzt haben. Soll heißen – hören Sie ruhig weg! –, der von ihm bestrittene Teil des gemeinsamen Tischgesprächs dient, soweit ihn nicht allerdings uferlose gastronomische Erörterungen verschlingen, der wortmächtigen Belehrung über allerlei Schwellungs– und Alterungsaspekte seines Geschlechtsorgans, was die eine oder andere der Damen ab und an mit einem halb pikierten ›Ach!‹ quittiert. Ansonsten herrscht Schweigen. Wehe dem Neben-Männchen, das es ihm gleichtun wollte! |
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